analog beschreibt etwas vergleichbares, funktionsgleiches in völlig anderer zusammensetzung, mit anderem inhalt und anderer struktur, es ist ein an-stelle-von und damit sind wir beim käse. analog-käse ist eine mischung aus wasser, eiweiß, pflanzenfetten, mitunter etwas echtem käse wegen der bakterien und geschmacksstoffen. nach kurzer zeit sieht die mischung aus wie käse, riecht wie käse, schmeckt ähnlich wie käse und verhält sich im pizzaofen oder beim überbacken sogar deutlich gutmütiger, weil das produkt hohe gartemperaturen besser verträgt und beim erhitzen nicht rot oder braun wird. und "er schmilzt besser", zitiert das bäko-magazin den vertriebsleiter einer bäckerei-kette.
und nun kommt`s: analog-käse kostet kaum die hälfte.
spätestens jetzt sagen wir: ach du liebe zeit, igitt, nee, meine pizza ess ich nicht! an analog-käse ist aber eigentlich nichts ekliges. gesundheitlich sind analog-gouda, -edamer,-mozzarella oder -schafskäse genauso unbedenklich wie das gleiche produkt vom wiederkäuer (wenn die milch ordentlich verarbeitet wurde). die industriell gefertigten beläge gehen möglicherweise sogar durch weniger hände bis zum verbraucher (lebensmittelkontrolleure wissen, welche bedeutung das haben kann).
außer food-designern oder fortschrittsbegeisterten naturwissenschaftlern würden die meisten konsumenten allerdings sicher erstmal zucken, wenn da "pizza analog" oder "mit käseimitat" auf der speisekarte stünde. so müßte es allerdings eigentlich sein, sagte mir christina blachnik, lebensmittelkontrolleurin in duisburg bei meinen recherchen. mag sein, dass mancher imbißbetreiber selbst gar nicht weiß, dass die tüte mit dem geriebenen gastro-mix im großmarkt-kühlregal gar keinen käse nach käseverordnung (100% milch) enthält. er liest vielleicht gar nicht das etikett mit den zutaten, sondern freut sich nur über den guten preis. dann, irgendwo auf dem weg zur fertigen pizza, der käsestange oder dem auflauf, geht die information verloren.
und nun kommt`s schon wieder: über deren guten preis freuen wir uns auch und spätestens hier hören wir verbraucher gemeinhin auf zu denken.
was immer, wann immer
"formvorderschinken spalla cotta" mit 51 % schweinefleisch und der rest substanzen die schnittfest aushärten? wir essen den teigfladen, auf dem die scheiben liegen; ein döner für drei euro, an dem tierzüchter, metzger, großhändler, bäcker, gemüsebauer und imbissbetreiber verdienen - wir fragen nicht wie das geht sondern sind entzückt und nehmen extra scharf.
so recht möchte ich nicht glauben, dass ein pizzaservice mit dem versprechen "unsere pizzen enthalten nur ausgewählte hochwertige zutaten ohne industrielle ersatzstoffe" auf dauer erfolg hätte, denn er müßte wohl deutlich teurer sein als die konkurrenz oder es wäre weniger drauf. wir selbst schaffen also durch unsere art der nachfrage nach billig-produkten die notwendigkeit, lebensmittel-analogien einzusetzen. was wir mögen wollen wir immer und besonders preiswert, damit wir es uns immer leisten können und nicht nur an einigen, vielleicht besonderen tagen (was übrigens wahrscheinlich sogar gesünder wäre). da bleibt das aufgeklärt kritische ganz entspannt auf der strecke und der geschmack für den echten geschmack sowieso.
die aufregung um die analog-produkte ist allerdings in einer hinsicht berechtigt: die authentische kennzeichnung ist eine pflicht; wir verbraucher müssen erfahren, was uns aufgetischt wird. woran ich allerdings meine zweifel habe ist, dass wir das immer wissen wollen - oder hat inzwischen jemand seinen pizzabäcker gefragt?
der fernsehbeitrag ist noch bis zum 9. mai hier zu sehen.
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